Ginkgo biloba

Zur Geschichte des Muttertags

Herrliche Blumensträuße wechseln im Mai den Besitzer. Jeden zweiten Sonntag im Wonnemonat ist er wieder da, der Muttertag. Was für eine schöne Sitte, die Arbeit der Mütter an diesem Tag in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken und die Hauptperson des Tages mit einem Mitbringsel zu erfreuen. Garteninhaber sind, wie so oft, im Vorteil. Sie stellen sich wunderschöne Sträuße selbst zusammen. Sei es eine romantische Version von weißem und lilafarbenem Flieder, eine pralle Mischung aus kraftvollen Pfingstrosen und Glockenblumen oder eine botanische Komposition aus farbenfrohen Anemonen. Doch es ist immer wieder eine Pflanze mit großer Liebessymbolik, die an diesem Tag das Rennen macht. Ob vom eigenen Rosenbeet oder aus dem Fachhandel, die Königin der Blumen wird am meisten überreicht, und zwar in tiefem Rot. Auch wer zu einem nicht-pflanzlichen Geschenk greift, wird auf eine Beigabe mit lebendem Grün nicht gern verzichten. Eine wunderschöne Rose auf der Pralinenschachtel, eine edle Orchidee zum Parfüm oder ein bunter Frühlingsstrauß zur ganz individuellen Gabe, das passt immer! Aber auch rote und weiße Nelken spielen eine Rolle. Welche ist das und warum? Und wie kommt es überhaupt zu einem Tag, der den weiblichen Elternteil ehrt?

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Um den Ursprung des Muttertags zu finden, gehen wir zurück in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert. Da finden wir eine Amerikanerin namens Ann Reeves Jarvis. Sie gründete die „Mothers‘ Day Work Clubs“. Das waren Gruppen, in denen Mütter sich Hilfe für die gute Versorgung ihrer Sprösslinge holen konnten. Doch schon bald brach der Bürgerkrieg aus, und die Clubs widmeten sich der Fürsorge verwunderter Soldaten. Dabei fragten sie nicht danach, wer für welche Seite gekämpft hatte. 1868 gründete Jarvis den „Mothers‘ Friendship Day“, der im Zeichen von sozialen Hilfeleistungen und Frieden stand. Doch ihr großes Anliegen, einen Tag speziell für Mütter ins Leben zu rufen, blieb unerfüllt.

Aber ihre Tochter Anna Jarvis trat in ihre Fußstapfen. Selbst zeitlebens unverheiratet und kinderlos, startete sie eine intensive Kampagne für die Etablierung des Ehrentags. Unzählige Briefe gingen bei den Zeitungen und prominenten Politikern ein, in denen sie für die Idee warb. Dabei verwies sie auf die freien Tage, die an die Leistungen männlicher Bürger erinnern sollen, z. B. Washingtons Geburtstag. Parallel dazu sollte es auch einen Tag geben, der die Verdienste amerikanischer Frauen würdigte. Besonderen Nachdruck verlieh sie der Forderung am Todestag ihrer Mutter im Jahr 1908. Mit ganzen Hundertschaften an Nelken bereicherte sie den Gottesdienst. In Rot und in Weiß hatte sie ein halbes Tausend der Blumen dabei, die die Verstorbene so geliebt hatte. Erstere sollten die amtierenden Mütter ehren, letztere die verschiedenen. So war der erste Muttertag aus der Taufe gehoben. Vollends erfüllt war der Wunsch 1914, als Präsident Woodrow Wilson den Muttertag offiziell zum Feiertag machte.

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Doch die engagierte Kämpferin wurde nicht glücklich damit. Hatte sie doch immer im Sinn gehabt, dass der Tag zur Feier der Mütter in ihren Familien dienen sollte. Eine Nelke sollte die Kleidung zieren, um das Bewusstsein für mütterliche Zuwendung zu unterstreichen, natürlich in Rot oder Weiß. Einen Besuch des Gottesdienstes im Kreise der Familie fand sie angemessen und einen lieben Brief an die ferne Mutter, zu der eine Anreise nicht möglich war, selbstverständlich. Aber es kam anders.

Obwohl Jarvis mit vielen Blumenhandlungen zusammengearbeitet hatte, um ihr Ziel zu erreichen, ging ihr die kommerzielle Umsetzung bald viel zu weit. Der Muttertag wurde zu einer Wirtschaftskraft, die sich mit Weihnachten vergleichen ließ. Und das hatte sie nicht gewollt. So, wie sie sich einst für den Muttertag eingesetzt hatte, kämpfte sie nun für den Rest ihres Lebens dagegen.

Tatsächlich waren es auch in Deutschland die Blumenhändler, die Anfang der 20er Jahre massiv für einen Muttertag warben. Bald wurde der erste Sonntag im Mai zum „Ehrentag der deutschen Mütter.“ Durch die große Hervorhebung im Dritten Reich geriet er nach dem Krieg zunächst etwas in Verruf. Heute ist der zweite Maiensonntag der Tag, an dem Töchter und Söhne sich mit Geschenken für Mutterliebe bedanken. Und das ist doch, ungeachtet aller historischen Missverständnisse, ein wunderbarer Brauch!

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