Ginkgo biloba

Mimosen, die sensiblen Geschöpfe der Pflanzenwelt

Sie hat ihren Namen in einer Redewendung verewigt, denn sie verfügt über eine ganz besondere Eigenschaft. „Empfindlich wie eine Mimose“ hat jeder schon einmal gehört oder selbst als Charakterisierung gebraucht. Was macht die sensible Pflanze denn genau?

Der wissenschaftliche Name für das Gewächs, das bei uns als Zimmerpflanze genutzt wird, ist „Mimosa pudica“ und bedeutet „schamhafte Sinnpflanze“. Wir sehen sie gern als hochsensibel bis verschämt an, weil sie sich so gern in sich zurückzieht. Wie ein Seismograph reagiert sie auf die kleinste Erschütterung, und das ist für das zart besaitete Geschöpf bereits eine vorsichtige Berührung. Die feingliedrigen Federblättchen klappen sich zusammen und dann senkt sie auch noch das pflanzliche Köpfchen, indem sie ihren Stiel nach unten biegt. Nach einer gewissen Zeit scheint ihre innere Ruhe zurückgekehrt zu sein und sie nimmt ihre normale Haltung wieder ein. Gerade so, als wäre gar nichts geschehen. Natürlich liegt nichts näher, als menschliches Verhalten damit zu vergleichen. Botaniker sehen im vorsorglichen Rückzug schlicht einen Schutz vor hungrigen Zeitgenossen. Das empfindsame Gewächs steuert die Bewegung natürlich nicht mit muskulärer Aktivität, weil es ja keine Muskeln hat. Aber Blattgelenke. In deren Zellen findet eine Veränderung der Druckverhältnisse statt. Das Pflanzengewebe verliert Kalium, wodurch Wasser freigesetzt wird, das wiederum zur Ermüdung des Gewebes führt. Also lässt es sich regelrecht hängen. Wer eine Mimose sein eigen nennt, sollte jedoch auf ständige Provokation zu diesem Vorgang verzichten. Denn für die Pflanze ist er regelrecht Arbeit und ein Prozess, bei dem sie Energie einsetzt.

Das sensitive Pflanzenwesen pflegt diese Verhaltensweise nicht nur, wenn es angefasst wird. Abends zieht es sich auf die gleiche Weise zurück und geht zu Bett. Morgens wacht es frisch und munter auf. Der umgekehrte Prozess findet statt. Die Zellen erhalten eine Frischekur, indem sie Kalium aufnehmen. Dadurch werden sie mit Wasser aufgefüllt und können sich wieder prall und aufrecht präsentieren.

Die Mimose, die sich bei uns als Zimmerschmuck findet, zeigt sich in Rosarot bis Lilafarben und ähnelt verblüffend der Pusteblume, in die sich der Löwenzahn verwandelt, um seine Samen zu verbreiten. Sie ist recht bescheiden in ihren Ansprüchen und blüht sehr lange. Die Mimosen, die man mit watteweichem gelben Kugelflor als Schnittblumen kennt, sind Akazien und stammen von Bäumen und Sträuchern aus Tropen und Subtropen. Alle gehören zu den Schmetterlingsblütlern und zeichnen sich durch die beschriebene Empfindsamkeit aus. Eine Art heißt sogar Schlafbaum, auch Seidenakazie genannt. In China verehrt man das Gewächs als Symbol der Glückseligkeit. Laub und Rinde bilden die Grundlage für Arzneien gegen depressive Verstimmung und Ängstlichkeit. Hierzulande breitet es sich langsam als Kübelpflanze aus.

Auch einige weitere Pflanzen zeigen Berührungsempfindlichkeit. Bei uns heimisch ist der Glücksklee (Oxalis tetraphylla), der sich mit Mimosenhaftigkeit ausgestattet hat. Er zieht sich für die Nacht zurück, indem er seine Blätter wie einen Regenschirm schließt, um ihn am nächsten Morgen gut aufgelegt wieder zu öffnen. Ihm gleich tun es der Sauerklee (Oxalis acetosella) und der Wiesenklee (Trifolium pratense). Und wer sieht, wie die jungen Triebe seiner Paprikapflanze abends schlaff herunterhängen, sollte sie nicht totgießen. Das Pflanzenkind geht einfach nur schlafen.

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